Abgeschickt von Gotthilf am 06 November, 2005 um 10:04:14:
Hier
http://www.gottesbild.de/ftopic287-0-asc-0.html bin ich auf folgende Aussage gestoßen.
"Was von Lorbers poetischer Dichtung zu halten ist, wird an einem Beispiel deutlich, für das keine historischen oder theologischen Spezialkenntnisse vonnöten sind, sondern jedem einleuchtet, der imstande ist, seinen gesunden Hausverstand zu gebrauchen:
In den Jahren 1845 und 1846 brachte Lorber den "Briefwechsel zwischen Abgarus Ukkama, Fürst von Edessa, und Jesus von Nazareth" zu Papier. Diese Legende von einem Briefwechsel zwischen Jesus und einem Fürst namens Abgar war nichts Neues. Bei dieser Korrespondenz, in der es u. a. um das angebliche Originalbild Christi in Edessa geht, handelt es sich, wie die wissenschaftliche Forschung längst zweifelsfrei erhärtet hat, keineswegs um einen authentischen Briefwechsel zwischen Jesus und einem Fürsten von Edessa, vielmehr ist der Text eine Dichtung aus dem 4. Jahrhundert, die ein ehrgeiziger Bischof verfassen ließ. Der Kirchenvater Eusebius, dem man das angebliche Originalmanuskript der Briefe zuspielte, ist darauf hereingefallen. Aber andere - wie z. B. Augustinus oder Hieronymus - ließen sich nicht für dumm verkaufen. Nichtsdestotrotz wurde die Legende dann noch weiter ausgebaut und als "Doctrina Addai (Lehre des Apostels Addäus)" weiterverbreitet. In dieser Form war die spätantike Legende auch Jakob Lorber bekannt, der sie, um ein paar Briefe erweitert, als "Neuoffenbarung" niederschrieb. Das Beste dabei ist: im zweiten der Briefe, die Jesus an Abgar schickt, heißt es: "Darum betrübe dich nicht, da du nun weißt, wer Der ist, der dir nun solches veroffenbart hat! Schweige jedoch davon, bis dahin, da Ich werde am Pfahl erhöht werden von den Juden, davon dir sobald Kunde wird, als es geschehen wird".
Mit anderen Worten: Jesus prophezeit hier dem König Abgar seinen Kreuzestod. Im siebenten Brief des Abgar an Jesus teilt der legendäre Fürst von Edessa Jesus aber dann mit, daß er in Jerusalem Spione hat, die herausgefunden hätten, daß die Juden beabsichtigen, Jesus zu kreuzigen: "Diese meine Beobachter haben mir genau berichet, was diese stolzen, übermütigen Priester und Pharisäer mit dir vorhaben. Sie wollen dich nicht nur nach ihrer Art steinigen oder verbrennen; nein, das ist ihnen viel zu wenig, sondern sie wollen an dir ein Exempel statuieren! - Höre, o Herr! Diese Bestien in Menschengestalt wollen dich ans Kreuz mit scharfen Nägeln heften lassen und dich so lange daran hängen lassen, bis du langsam vor den ungeheuerlichsten Schmerzen stürbest am Schandpfahle!"
Abgesehen von all den Unstimmigkeiten dieser trivialen Erbauungsliteratur - was ist von einem Briefschreiber zu halten, der seinem Briefpartner etwas als große Neuigkeit mitteilt, was ihm dieser schon längst selber mitgeteilt hat?"
Nun nochmal das letzte Zitat aus BJ in etwas weiterem Zusammenhang.
"[BJ.01_Brief_7,02] O mein Gott, o mein Herr, o Du alleiniger Erfüller meines Herzens und vollster Inbegriff aller meiner Gedanken! Ich weiß es zwar wohl schon aus Deinem ersten gnädigsten Briefe an mich, daß mit Dir nach Deinem eigenen unbegreiflichen Ratschlusse das alles geschehen muß, was eben die argen jerusalemitischen Juden mit Dir vorhaben.
[BJ.01_Brief_7,03] Ich kann es mir wohl auch dunkel vorstellen, daß das alles schon so wird sein müssen. Aber daß sich mein Dich nun über alles liebendes Herz dagegen sträubet, von meiner menschlichen Seite betrachtet, das wirst Du, o Herr, sicher noch besser einsehen als ich, ein schwacher Mensch. Daß ich aber vollen Grund habe, Dir, o Herr, solches zu berichten, wird die Folge zeigen im Verlaufe dieses meines Schreibens.
[BJ.01_Brief_7,04] Siehe, ich als ein römischer Vasall, ein naher Verwandter des Tiberius, der da Kaiser (Cäsar) in Rom ist, habe auch in Jerusalem meine römischen getreuen Beobachter, die besonders ein scharfes Auge auf das dortige überaus hochmütige Priestertum haben. Diese meine Beobachter haben mir genau berichtet, was diese stolzen, übermütigen Priester und Pharisäer mit Dir vorhaben.
[BJ.01_Brief_7,05] Sie wollen Dich nicht nur nach ihrer Art steinigen oder verbrennen; nein, das ist ihnen viel zu wenig, sondern sie wollen an Dir ein Exempel der allerunmenschlichsten Grausamkeit statuieren! - Höre, o Herr! Diese Bestien in Menschengestalt wollen Dich an das Kreuz mit scharfen Nägeln heften lassen und Dich so lange daran hängen lassen, bis Du langsam vor den ungeheuersten Schmerzen stürbest am Schandpfahle! Und dieses Meisterstück menschlicher Bosheit wollen sie an diesem bald kommenden Osterfeste ausführen!
[BJ.01_Brief_7,06] Herr, sei es, wie es wolle - aber mich hat es bis ins Innerste empört! Ich weiß, wie diese rein sinnlichen und herrschsüchtigen Bestien Dich gar nicht darum töten wollen, weil Du Dich als ihren verheißenen Messias ausgibst vor dem Volke. O das würde diese priesterliche Hyänenbrut wenig kümmern; denn ich weiß es nur zu gut, daß sie bei sich weder an einen Gott, noch viel weniger an Dich glauben und unter sich aus einer Gotteslästerung sich wenig machen."
Der Fürst hat Jesus dies also mitgeteilt um seiner Empörung Ausdruck zu geben und sicherlich nicht um Jesus dies mitzuteilen oder ihn zu warnen. Das wäre auch seltsam, wo er doch Jesus als allwissend erkennt. Später bietet der Fürst Jesus desweiteren an Maßnahmen gegen diese drohende Verurteilung zu ergreifen, weil er dies für seine menschliche Pflicht halte.
Im übrigen finde ich die Aufdringlichkeit des Lorber-Anhängers auf der verlinkten Forenseite sehr bedauerlich. Es mag gut gemeint sein, aber es ist kein Wunder wenn wegen solcher Art das weiterzugeben, was man selbst als gut erkennt hat, einige Anhänger alter Kirchen einen getrübten Eindruck von Lorber-Anhängern bekommen um es vorsichtig auszudrücken. Ich stelle solches Verhalten immer wieder im Internet fest. Woran liegt das? Manchmal habe ich den Eindruck, daß die betreffenden Personen ihren Lorber nur teilweise gelesen oder verstanden haben. Mitunter leide ich regelrecht mit den Anhängern Alter Kirchen, wenn ich solche Gespräche lese. Andererseits kann ich auch den "Sturm und Drang" nachvollziehen. Ein Beispiel von der zweiten Seite des Diskussionsstranges.
Lorber-Anhänger:
"Mit euch kann man nicht einmal auf dem Level der Bibel unterhalten. Ihr versteht die Bibel nicht einmal ansatzweise. Wenn ihr die Bibel verstehen würde, dann würde ihr auch alle anderen neuzeitlichen Propheten erkennen. Wie wollt dann ihr über Lorber unterhalten. Aber ihr seid so verbohrt und glaubt, das Gott in den vergangenen 25 Jahrzehnten keine Propheten erweckt hat. Das geht euch nicht in den Köpfen hinein. Das ist euer großer Pferdefuß, euer Problem."
Was soll das?